freitagsgedanken - zum weihnachtsfest

weihnachten14

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wenn man so langsam in ein "knackiges Alter" kommt und morgens doch schon mal das eine oder andere "Zipperlein" ein bisschen nervt, dann blitzt kurz der Wunsch auf, nochmal richtig jung zu sein, 17 oder so. Kennen Sie das?

Bei mir verschwindet der Wunsch dann immer mit den ersten Radionachrichten. Jeden Morgen. 

Was muten wir unseren jungen Menschen bloss zu! Der eigentlich wunderschöne Planet, den wir bewohnen, hat durch unseren Raubbau an Natur und Umwelt schwer gelitten - und auch bei uns in Mitteleuropa "grüßt" die Klimakatastrophe durch Unwetter, Stürme, Hitze und Dürre immer öfter. Speziell Deutschland gibt auch sonst ein trauriges Bild ab: marode Infrastruktur, ein kaputtes Bildungssystem, verpasste Innovationen, eine zukunftsblinde Migrations- und Sozialpolitik, unsere Wirtschaft im freien Fall - alles Sünden der letzten Jahrzehnte, für die die jungen Generationen jetzt in Form eines gigantischen Schuldenbergs (genannt Sonder"vermögen") ihr Leben lang zahlen müssen. Eine bezahlbare Wohnung oder gar Wohneigentum? Für die meisten so gut wie unerreichbar. Eine auskömmliche Rente erwarten die Realisten unter ihnen sowieso nicht mehr. Dafür dürfen zumindest die jungen Männer bald wieder ihrem Vaterland treue Dienste als Wehrpflichtige leisten und vielleicht sogar Europas Freiheit irgendwo im Donbass oder sonstwo in der schönen ukrainischen Steppe verteidigen. Toll, oder? Hat am Hindukusch in Afghanistan ja auch schon mal super funktioniert.... . Aus Verzweiflung wählen die Jungen jetzt neuerdings rechts- oder linksradikale Parteien - was irgendwie verständlich ist, aber auch nicht weiterhilft, im Gegenteil.

Nein, ich möchte heute nicht mehr jung sein.

Alt sein aber auch nicht....

Und damit meine ich nicht nur, dass viele ältere Menschen bei einer offensichtlich unvermeidlichen Digitalisierung unseres Lebens einfach vergessen und abgehängt werden und die beliebteste Zielgruppe von Kriminellen aus dem In- und Ausland geworden sind. Der schlimmere "Enkeltrick" ist nämlich die Rentenpolitik. Denn während unsere Politiker darüber streiten, ob ein Rentenniveau von 48 % OK ist oder es doch ein bisschen weniger sein darf, sehen wir Rentner, die Flaschen sammeln müssen, die an den Tafeln anstehen oder sich trotz offensichtlicher Beschwerden mit Hilfsjobs über Wasser halten müssen, weil die Rente nicht reicht. Und wenn es dann gar nicht mehr geht, ab ins Heim, wo der Pflegenotstand die letzten Tage "versüßt". 

Noch schlimmer als jung oder alt: krank und gesetzlich krankenversichert. Gilt natürlich auch und gerade für Junge und Alte. Ein völlig marodes und ungerechtes Gesundheitssystem lässt grüßen. Selbst erlebtes Beispiel für ein Telefonat bei einem dringend benötigten Facharzttermin: "Tja, einen Termin könnte ich Ihnen frühestens in 6 Monaten anbieten." "Ach, Sie sind privat versichert? Dann kommen Sie doch gleich morgen vorbei. Wann passt es Ihnen denn am besten?"  

Ich kann mich persönlich nicht beklagen. Mir geht es gut, ich bin privilegiert. Aber ich bin  deswegen nicht blind für die Sorgen anderer. Und ich sehe, wie unsere Gesellschaft mit Alten und Schwachen umgeht und die Chancen einer ganzen jungen Genereration verprasst und verpulvert. Das beste und härteste Beispiel dafür waren die Corona-Jahre: Kindergärten, Schulen und Unis wurden geschlossen, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene allein gelassen mit Sorgen, Nöten und Problemen. Und die Alten und Schwachen liess man einsam und würdelos sterben. Wie wir heute wissen, geschah dieses alles ohne Not. 

Was das alles mit Weihnachten zu tun hat?

Weihnachten ist nicht nur das Fest der Liebe, sondern auch der Hoffnung. Letzteres ist sogar der kulturell-historische Kern des Festes, der weit über den religiösen Inhalt hinausgeht. Und deshalb ist Weihnachten vielleicht der richtige Zeitpunkt, bei allem Verdruss auch mal innezuhalten und Hoffnung und Zuversicht zu schöpfen - egal, ob man Christ, Muslim, Jude, Buddhist oder gar nix ist.

Zum Beispiel durch einen Blick in unsere Geschichte:

Deutschland hat schon sehr viel dunklere Zeiten erlebt als den Dezember 2025 - und hat es irgendwie immer wieder geschafft. Auch durch große Staatskunst und große Staatsmänner wie Konrad Adenauer, Willy Brandt, Helmut Schmidt oder Helmut Kohl. Wer sagt denn, dass wir uns auf ewig mit Mittelmaß wie Schröder, Merkel, Scholz und Merz abfinden müssen?

Zum Beispiel durch einen Blick in unsere Nachbarländer:

Unser kleiner Nachbar Niederlande ist von den Voraussetzungen her wirtschaftlich und gesellschaftlich eigentlich ein kleiner 1:1 - Zwilling Deutschlands. Und trotzdem bietet man den Bürgern ein gutes Bildungssystem, eine hervorragende Infrastruktur, einen modernen Staat, ein Top-Gesundheitssystem und ein Rentenniveau von 96 % (kein Scherz!). Klar, hat man auch Probleme. Aber eben auch einen ganz anderen Zukunftsoptimismus, diese auch zu lösen. Das müsste doch auch in Deutschland machbar sein?

Zum Beispiel durch einen Blick in unsere Heimatstadt: 

Da stimmt vieles nicht und ich bin alles andere als zufrieden mit der Entwicklung unseres Städtchens.  Aber in den kleinen Einheiten vor Ort funktioniert die Welt noch halbwegs. In Sportvereinen, in der Jugendarbeit, in Hilfsorganisationen, in den Kirchen und in den Moscheevereinen, in Chören, in Wohlfahrtverbänden, in Brauchtumsvereinen, ja, und auch in der Kommunalpolitik gibt es nach wie vor unendlich viel Engagement für andere. Und zwar sowohl von Jüngeren, die trotz aller Probleme und schlechten Perspektiven nicht die berühmte Flinte ins Korn werfen, sondern sich engagieren. Als auch von Älteren, die ihre Erfahrungen weitergeben und oft bis ins hohe Alter Verantwortung in Gemeinschaften übernehmen. Und natürlich wird im Freundeskreis und in der Nachbarschaft  vieles gelebt, was dann doch etwas Hoffnung macht.

Ich bin nicht naiv: das alles ändert erstmal nichts an der aktuell düsteren Situation für Jung und Alt. Und 17 möchte ich trotzdem nicht mehr sein. Auch wenn es mal zwackt hier und da. Aber immerhin sind das alles Beispiele, die etwas Hoffnung machen. Und dafür sorgen, den Glauben doch nicht ganz aufzugeben, dass wir gemeinsam etwas schaffen können - für junge wie für alte Menschen.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien in diesem Sinne ein gesegnetes Weihnachtsfest und besinnliche Feiertage. Lassen Sie uns ruhig mit etwas Hoffnung und Zuversicht ins neue Jahr gehen. Mögen sich Ihre persönlichen Wünsche erfüllen. Und werden oder bleiben Sie gesund!

Bis zum nächsten Jahr, Ihr Stefan Freitag

(freitagsgedanken erscheinen in unregelmässigen Abständen freitags auf der homepage der Wählergemeinschaft Velbert anders und geben die persönliche Meinung von Stefan Freitag wider. Auf mehrfache Nachfrage möchte der Autor versichern, dass er auch an den anderen Wochentagen denkt, diese Gedanken dann aber für sich behält oder nur seiner Frau erzählt.)

 

 



© www.velbert-anders.de   Donnerstag, 18. Dezember 2025 13:41 Freitag

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