
Velbert, Stadt im Grünen, eingebettet in das Städtedreieck Düsseldorf, Essen, Wuppertal. Mit (steuer-)starken mittelständischen Unternehmen, die bei Bedarf ein ausreichendes Flächenangebot für notwendige Produktionserweiterungen finden. Die mit Blick auf den Bau der A44 sogar Unternehmen von außerhalb anzieht und durch Neuansiedlungen ein Stück Strukturwandel bewältigt. Eine Stadt mit stabilen Bevölkerungszahlen, die über attraktive Wohnangebote und eine lebendige Innenstadt verfügt. Die ein breit gefächertes Bildungs-, Kultur-, Sport- und Freizeitangebot aufweist, ferner eine wohnortnahe Krankenhausversorgung. Und die zu allem Überfluss auch noch eine gute Anbindung an die Metropolen bietet. Soweit das Zielbild, niedergeschrieben in städtischen Strategiepapieren und bei vielen Anlässen gerne vorgetragen.
Einiges hat sich in den letzten Jahren durchaus getan: Kompletterneuerung des Herminghausparks als Naherholungsziel, Fertigstellung des Panoramaradwegs, Inbetriebnahme des inzwischen äußerst beliebten Freizeitparks Höferstraße und des Sportzentrums, Sanierungsmaßnahmen in der Nordstadt und am Nordpark – dies sind positive Beispiele. Zu viele Aufgaben aber blieben unerledigt und werden sich unter schlechteren Rahmenbedingungen noch schwerer umsetzen lassen. Zehn Jahre „Große Koalition“ mit Bürgermeister Stefan Freitag an der Spitze haben ihre Spuren hinterlassen.
Großbaustelle Innenstadt
Zentraler Omnibusbahnhof, Platz Am Offers, Marktzentrum. Das waren drei wichtige Bausteine für ein Facelifting, sprich die verschönernde Neugestaltung und Wiederbelegung der Velberter Innenstadt. Mit dem Stopp der Planungen für das Marktzentrum ist im Herbst letzten Jahren der wichtigste Baustein aus diesen Planungen herausgebrochen. Was bleibt, sind der nahende Baubeginn des Busbahnhofs und die Absicht, den Platz Am Offers neu zu gestalten. Und selbst dabei sind nun neue Diskussionen über die Frage aufgeflammt, in welchem Umfang die bisherigen Planungen für den Offersplatz mit einem Kostenvolumen von rund 1,5 Mio. Euro noch aufrechterhalten werden können. Es fehlen die fest einkalkulierten Gelder aus der Veräußerung von Grundstücken für das Marktzentrum.
Platz „Am Offers“ zur guten Stube mit Verweilqualität ausbauen
Nun aber den Neugestaltungsentwurf auf eine Restgröße zusammenzustreichen, wäre aus unserer Sicht zu kurz gesprungen. Der Platz Am Offers als Herzstück der Velberter Innenstadt mit der demnächst wieder öffnenden „Alten Herrlichkeit“ sollte gerade mit Blick auf die Nutzung in den nächsten Jahrzehnten zur guten Stube umgebaut werden.Das drängendste Problem ist die weitere Verödung der Innenstadt mit der gravierenden Zunahme an Leerständen entlang der Friedrichstraße. Hier muss gegengesteuert werden.
Die Bereitstellung einer attraktiven Einzelhandelsstruktur im zentralen Versorgungsbereich in Velbert-Mitte bleibt die Herkulesaufgabe der nächsten Jahre. Hier sind möglicherweise auch neue, für Velbert unkonventionelle Ideen gefragt. Eine aktivere Rolle der Stadt bei der Entwicklung um Umsetzung von Projekten etwa oder im Rahmen von Eigentümer-/Standortgemeinschaften. Ein alleiniges Warten auf Investoren von außen reicht nicht (mehr) aus!
Neue Ideen gefragt
Ein völlig verändertes Konsumentenverhalten mit jährlich zweistelligen Zuwachsraten im Onlinehandel verringert die Chancen auf gute Lösungen und macht die Sache nicht einfacher. Letztlich ist daran schon die Realisierung des „Marktzentrums“ gescheitert. Die massiv veränderten Rahmenbedingungen machen deutlich, dass der alte Gedanke einer Shoppingmeile vom ehemaligen Hertie-Gebäude bis hin zu den Rathausarkaden absolut keine Zukunft mehr hat. Konzentration auf einen verkleinerten Kernbereich ist das Gebot der Stunde. Neue Ideen sind gefragt. Zahlreiche Städte mittlerer Größe haben zum Beispiel mit der Ansiedlung von kleineren Outlets in den Innenstädten gute Erfahrungen gesammelt. Ob die Umwandlung des alten, maroden Marktzentrums zu einer täglich öffnenden Markthalle mit flankierendem gastronomischem Angebot eine tragfähige Lösung ist, wagen wir angesichts der Einwohnerstruktur und des bisherigen Nachfrageverhaltens der Velberter Bürger zu bezweifeln. Aber dies könnte sich durch ein gutes Konzept ja ändern. Ungeklärt bliebe die Frage, was mit dem „Rest“ des Riesenobjektes zwischen Kolpingstraße, Corbygasse und Europaplatz passiert.
Anbei: Die bisherigen Planungen für die Reaktivierung des Hertie-Gebäudes waren zu großen Teilen Luftnummern. Das Ganze würde aus Sicht aller bisherigen Interessenten nur funktionieren, wenn die Stadt Velbert als Hauptmieter des Hauses einen wesentlichen Beitrag zur Wirtschaftlichkeit des Objektes leistet. Ein Einzelhandelsprojekt unter staatlicher bzw. städtischer Regie sozusagen. Die alte HO-Kaufhalle aus DDR-Zeiten lässt grüßen.
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