
Gewerbeansiedlung ist Zukunftssicherung - Baugebiet „Große Feld“ behutsam entwickeln
Der Stadt geht es finanziell hervorragend. Das Geld, das die Stadt über die Gewerbesteuer einnimmt, wird in 2018 mit 315 Mio. Euro einen neuen Höchststand erreichen und ist wichtigste Einnahmequelle. Mit diesem Geld können wichtige Investitionen in Schule, Kindertagesstätten, Infrastruktur, Freizeitangebote usw. getätigt werden. Erste Priorität bei den großen Investitionen genießen die Schulen, in die 50 Millionen für Neubauten und Instandhaltungen fließen. Die Kultur soll mit 45 Mio. Euro für eine Veranstaltungshalle profitieren.
Leider ist hier nicht von Velbert die Rede, sondern von Monheim, einer Stadt nicht weit von Velbert mit gut 40.000 Einwohnern und damit noch nicht einmal halb so groß. Velbert kalkuliert in diesem Jahr mit einem Bruchteil an Gewerbesteuereinnahmen: Knappe 50 Mio. Euro sollen es werden, wenn es gut läuft. Ratingen, nur etwas größer, plant für 2018 mit 100 Mio. Euro. Der Vergleich der Gewerbesteuereinnahmen zwischen diesen drei Städten zeigt, wie wenig Spielraum unserer Stadt für die notwendige Finanzierung des Gemeinwesens aus der Gewerbesteuer zur Verfügung steht.
Kommunale Daseinsvorsorge kostet Geld - Politik in der Verantwortung
Kommunale Daseinsvorsorge kostet Geld, das erarbeitet werden muss. Ganz wesentlich von Unternehmen, die heutzutage ganz überwiegend saubere Arbeitsplätze schaffen und damit über ihre Beschäftigten Kaufkraft nach Velbert bringen. Und die, wenn es gut läuft, Steuern zahlen. Mit diesem Geld können die notwendigen Investitionen geschultert werden. Dass die Politik bei der Planung von Wohn- und Gewerbege-bieten immer zwischen verschiedenen Interessenslagen (Gemeinwohl, Bodenbevorratung für Wohn- und Gewerbezwecke, Landschaftsschutz usw.) abwägen muss, macht die Sache nicht einfacher.
Wirtschaft benötigt Flächen für die Gewerbeansiedlung - A44 bietet Chancen für die Stadt
Velbert verfügt nur noch über wenige geeignete größere Flächen für die Ansiedlung von Gewerbe. Dem steht die ungebrochene Nachfrage von Velberter Unternehmen nach solchen Gewerbeflächen gegenüber, wie eine aktuelle Umfrage belegt. Viele Firmen beschäftigen sich aktuell mit der Frage, wie sie ihre Betriebsfläche mittelfristig vergrößern können. Etliche davon würden am liebsten sogar sofort bauen, weil sie dringenden Platzbedarf haben und in Velbert derzeit keine geeignete Fläche finden. Um Abwanderungen von alteingesessenen Betrieben in Nachbarstädte zu verhindern, muss die Politik handeln.
Hinzu kommt: der Ausbau der A44 bietet unserer Stadt Chancen für einen stärkeren Anschluss an den Wirtschaftsraum Düsseldorf und für die Ansiedlung zuzugsbereiter neuer Unternehmen. Diese Chancen sollten wir im Inter-esse der gesamten Bürgerschaft nutzen.
Das Gebiet "Große Feld" ist für die Stadt flächenmäßig betrachtet eine der letzten Möglichkeiten, um den erkannten Gewerbeflächenbedarf langfristig zu decken und ortsansässigen wie zuzugswilligen Firmen eine echte Perspektive zu bieten. Für die Verantwortlichen in Verwaltung und Politik ist es zugleich Chance und Verpflichtung, expansionswillige Firmen in Velbert zu halten und ihnen Entwicklungsmöglichkeiten zu geben. Freigezogene Flächen fallen natürlich nicht brach, sondern können neu genutzt werden.
Landfraß für Gewerbeansiedlungen hält sich in Grenzen – Auch in Zukunft große Freiflächen vorhanden
Selbst bei einer Nutzung der Fläche „Große Feld“ als Gewerbegebiet wird Velbert immer noch über erhebliche Freiflächen verfügen. Auf Landwirtschafts-, Wald- und Erholungsflächen entfallen aktuell 67,6 % der Stadtfläche von insgesamt 7.490 Hektar. Das ist ein im Vergleich mit anderen Kommunen hoher Wert. 23,4 % der Gesamtfläche werden für Wohn- und Gewerbezwecke genutzt. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche ist zwischen 2004 und 2015 zwar um rund 10 % zurückgegangen. Gleichzeitig vergrößerte sich aber der Anteil an Waldflächen in etwa gleicher Größenordnung. Selbstredend ist die Flächeninanspruchnahme in Ballungsräumen größer als in dünnbesiedelten Gebieten. Früher war es der Trend raus aus der Stadt ins Grüne, durch den viel Landwirtschafts- und Waldfläche versiegelt wurde. Aktuell zieht es die Menschen wieder verstärkt in die Städte – mit entsprechenden Konsequenzen. Velbert ist Bestandteil eines Ballungsraums. Dies bringt Vor- und Nachteile. Rein ökologisch betrachtet ist dies sicher nicht von Vorteil.
Umfängliche Bürgerbeteiligung und transparentes Planungsverfahren
Bereits seit dem Jahr 2014 existieren der Öffentlichkeit bekannte Überlegungen, die Fläche an der Langenberger Straße für Gewerbeansiedlungen zu nutzen. Im Jahr 2016 wurde der Grundstückskauf im Rat mit deutlicher Mehrheit beschlossen. Mit den aktuell in den Ratsgremien diskutierten Vorschlägen zur Anpassung des Flächennutzungsplanes und zur Aufstellung des Bebauungsplanes (Nr. 761 - Große Feld / Langenberger Straße) wird in Anknüpfung an die bisherige Entwicklung ein äußerst umfängliches und sowohl für die Bürger wie für die Politik transparentes Verfahren in Gang gesetzt. In dessen Verlauf werden alle möglichen Aspekte der Planung beleuchtet und hinterfragt sowie alle erforderlichen Gutachten vorgelegt werden - beispielsweise zu Fragen des Landschaftsschutzes, der verkehrlichen Anbindung und möglichen Schwierigkeiten oder Gefahren aufgrund der Topographie des Geländes. Die betroffenen Anwohner haben dabei, wie alle Bürger, die Möglichkeit, ihren Standpunkt vorzutragen.
Aufgabe der Politik ist es, die unterschiedlichen Sichtweisen zu werten und mit Blick auf das Gemeinwohl Entscheidungen zu treffen. Dass diese - egal, wie sie ausfallen - nicht allen Beteiligten gefallen werden, liegt in der Natur der Sache.
Eines aber ist gewiss: Rauchende Schlote, wie sie derzeit von den Gegnern des Vorhabens auf Flyern und Transparenten gezeigt werden und die vor einigen Jahrzehnten etwa für das Ruhrgebiet typisch waren, werden wir durch die Realisierung des Vorhabens ganz sicher nicht erleben.